Kurt Tucholsky
„Vier Geschwister bilden gemeinsam ein professionelles Streichquartett – wie kann das funktionieren?“ Dies ist die Frage, die uns wohl am häufigsten gestellt wird. „Wie ist es möglich, dass alle musikalisch begabt sind?“, „Wie kann es sein, dass sie sich verstehen, dass alle vier an einem Strang ziehen? Gibt es keine Konkurrenz, keinen Streit zwischen ihnen?“
Schon früh in unserer Kindheit haben wir klassische CDs gehört, sind in Kinderkonzerte gegangen, haben zusammen Lieder gesungen. So hat sich bei uns allen ein leidenschaftliches und gleichzeitig sehr ungezwungenes Verhältnis zur Musik entwickelt. Mit sechs Jahren hat unsere älteste Schwester Kathrin angefangen, Geige zu spielen – und die Jüngeren fanden das toll! So hatten wir bald drei Geiger in der Familie. Glücklicherweise fand unser jüngster Bruder Malte, dass das genug sei und begeisterte sich für das Cello. Borge entdeckte dann seine Leidenschaft für die Bratsche – und das Quartett war komplett!
Zunächst hat dann jeder von uns einen eigenen Weg eingeschlagen: Wir haben in ganz verschiedenen Städten und bei unterschiedlichen Lehrern studiert, haben erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen und sind schon früh solistisch aufgetreten. Wir haben in Jugendorchestern mit bedeutenden Dirigenten gearbeitet und mit vielen anderen Musikern Kammermusik gespielt. So ist jeder von uns zu einer eigenständigen Musikerpersönlichkeit geworden. Alle diese Erfahrungen können wir jetzt in unsere Quartettarbeit einfließen lassen.
Gleichzeitig merken wir beim Proben immer wieder, welche Vorteile unsere gemeinsamen Wurzeln haben. Da sind zunächst das Vertrauen und die Offenheit: Untereinander können wir uns alles sagen, brauchen uns nicht zu verstellen. Das macht vieles leichter und unkomplizierter. Außerdem verstehen wir uns oft, ohne viel zu reden. Vieles empfinden wir ähnlich, wir wissen, wie die anderen fühlen, kennen ihren jeweiligen Charakter, ihre Stärken und Schwächen. Und wir haben die Sicherheit, dass wir uns aufeinander verlassen können.
Ganz einfach ist es dennoch nicht, vier Individuen – jeder mit eigenen Eigenschaften, Ansprüchen und Wünschen – in einem Quartett zu vereinen. Natürlich gibt es bei uns auch Konflikte, und manchmal fliegen sogar die Fetzen. Aber für uns sind solche Auseinandersetzungen selbstverständlich und notwendig, oft gibt es gerade durch sie einen Schritt nach vorn. Niemals sind sie unlösbar oder zerstörerisch. So schrieb auch Kurt Tucholsky: „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“ Wenn man Geduld und Toleranz aufbringt und den gemeinsamen Willen hat zusammenzuhalten, dann begreift man das Geschwisterquartett mit seinem Wechselspiel von Harmonie und Konflikten als unglaublich spannendes und produktives Verhältnis.
„Ein Bruder und eine Schwester, nichts Schöneres kennt die Welt. Kein Band im Leben hält fester, wenn einer zum anderen hält.“ (anonym) Wir sind zwei Brüder und zwei Schwestern, ein vollständiges Familienquartett, niemand ist ausgeschlossen, niemand austauschbar. Jeder hat seine individuelle Aufgabe und Funktion, jeder formt und gestaltet mit seinem Charakter und auf seine Weise das Quartett mit.
Schließlich und endlich ist es unsere gemeinsame Liebe zur Musik, die uns zusammenhält.